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Die DFG-Forschungsgruppe ‚Digitale Mittelstadt der Zukunft‘ (FOR 5393) untersucht, wie Mittelstädte den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen, und entwickelt digitale Instrumente zur Stärkung ihrer Liveability. Die Forschungsgruppe fokussiert vier zentrale Strukturbereiche einer Mittelstadt: Zivilgesellschaft & soziale Leistungen, Verwaltung & Politik, Wirtschaft & Energie sowie Bildung & Kultur.

Die Vernetzung von Informationen und Prozessen bietet für alle Bereiche des Lebens und Arbeitens Potentiale. Drängende Probleme können mit Digitalisierung adressiert werden, z.B. die nachhaltigere Nutzung von Ressourcen. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung Akteure aber auch vor große Herausforderungen, insbesondere wenn z.B. finanzielle oder materielle Ressourcen fehlen, um Digitalisierungsprojekte zukunftstragend umzusetzen. Häufig wird in der aktuellen Forschung in diesem Zusammenhang unter dem Stichwort ‚Smart City‘ die Transformation von Städten, zumeist Metropolen, durch Digitalisierung diskutiert. Vorgeschlagene Konzepte orientieren sich dabei häufig an den gegebenen, engen Nahraumstrukturen, großen Verwaltungen und damit verbunden einem großen Pool an Ressourcen.

Aus dem Blick geraten Mittelstädte außerhalb von Metropolregionen, die zwar ähnliche strukturelle Probleme wie Großstädte haben, gleichzeitig aber über Spezifika verfügen, die eine 1:1-Übertragung von Smart City-Konzepten verhindern. Mittelstädte haben in der Regel 20.000 bis 100.000 Einwohner. Gerade im ländlichen Raum, in dem es vermehrt Städte dieses Typus gibt, kommt ihnen eine wichtige soziale, politische und wirtschaftliche Bedeutung als Zentrum für noch kleinere Städte und Gemeinden im Umfeld zu. Mittelstädte verfügen daher über eine besondere Identität, die für ihre Einwohner*innen häufig zu einer besonders starken Identifikation mit der Stadt und Region führt.

Fragen der Mobilität, des demografischen Wandels im Hinblick auf die Entwicklung von Leben und Wohnen, der wirtschaftlichen Entwicklung und attraktiven Bedingungen für hochqualifizierte Fachkräfte oder des umfassenden Bildungsangebotes sind Herausforderungen, die sich in Mittelstädten im besonderen Maße stellen. Diese Herausforderungen wachsen gar, wenn die Städte geprägt sind von verschiedenen Ortsteilen, die – bis zu einem gewissen Grad – jeweils für sich betrachtet entwickelt und unterstützt werden müssen. Die Forschungsgruppe analysiert Herausforderungen und Chancen und entwickelt Instrumente, sodass sich digitale Mittelstädte entwickeln können, die die Identität von und Identifikation mit Stadt und Region wahren. Mittelstädte sind aufgrund ihrer überschaubaren Größe und mittleren Komplexität als Experimentierfelder und Reallabore in besonderem Maße für die Untersuchungen und Entwicklungen geeignet. Vielfältige inhaltliche und methodische Beziehungen zwischen den sechs Teilprojekten und die gemeinsame Betrachtungsweise, die sich auf den Capability-Ansatz nach Sen stützt, unterstreichen die Kohärenz der Forschungsgruppe.